18. April 2018
Sandra L., München
Meine Kollegin leidet derzeit extrem unter ihrem Heuschnupfen und niest ständig. Für mich stellt sich jedes Mal die Frage: Soll ich ihr Gesundheit wünschen oder nicht. Ich war der Auffassung, dass dies schon lange nicht mehr üblich ist. Andere Kollegen sagen, dies ist nach wie vor eine höfliche Geste. Bitte geben Sie mir schnell einen Tipp, damit ich meine niesende Kollegin nicht verärgere.
Liebe Sandra, Sie haben vollkommen Recht mit Ihrer Annahme, dass der Gesundheitswunsch nach dem Niesen längst überholt ist. Schon seit vielen Jahren wird diese Floskel nicht mehr gebraucht. Die Gründe dafür sind vielfältig:
Die Assoziation von "Niesen" zu Gesundheit und Krankheit ist häufig falsch. Gerade jetzt, wo alles zu blühen beginnt und die Pollen bald fliegen, leiden viele Menschen unter Niesattacken, fühlen sich aber nicht krank. Manche niesen z. B., wenn sie direkt ins Sonnenlicht schauen. Dadurch wird ein Niesreiz ausgelöst. In Zeiten, in denen es immer mehr Allergiker und Heuschnupfengeplagte gibt, ist ein andauernder Gesundheitswunsch oft störend und gedankenlos. Für die Betroffenen ist das gut gemeinte "Gesundheit" oft peinlich, da damit die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt wird. In Meetings und bei Vorträgen stört man dadurch den Ablauf und die Konzentration aller Anwesenden. "Gesundheit" wird von vielen Menschen heute als eine leere Floskel und nicht mehr zeitgemäß betrachtet. Seinen Ursprung hat der Ausruf übrigens im Mittelalter zu Zeiten der Pest. Damals wünschte man sich vor allem, selbst verschont zu bleiben und rief bei jedem Nieser „Gesundheit“. Im Sinne von: hoffentlich bleibe ICH gesund. Ein weiterer Grund ist der, dass wir andere Körpergeräusche (z. B. Verdauungsgeräusche, Husten) in unserer Kultur auch nicht kommentieren. Grundsätzlich verhalten Sie sich also modern und zeitgemäß, wenn Sie das Niesen Ihrer Kollegin nicht beachten. Sollten Sie unsicher sein, wie Ihre niesende Kollegin die Sache sieht und das Gefühl haben, dass sie einen Gesundheitswunsch erwartet, können Sie ja kurz mit ihr darüber reden, die Angelegenheit ist geklärt und es herrschen keine unsinnigen Erwartungen.
Einen schönen Frühling ohne Niesattacken, Ihre Kathrin Kuck
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